Ganz ehrlich?
Auch ich habe solche Situationen erlebt. Irgendwann habe ich den großen Fehler begangen und bin fremdgegangen.
Und zwar im ganz großen Stil. Viel, viele, oft und unbemerkt.
Und immer mit dem Gedanken: das hier ist für meinen Körper und meinen Spaß, geliebt wird zuhause. Die Situation hat sich dort deutlich entspannt. Alles schien soweit ok.
Aber das war nicht so:
1. Der Wunsch nach einer dauerhaften Lösung außerhalb blieb im Grunde unerfüllt. In dieser "Szene" ist unglaublich viel Bewegung drin. Singlefrauen, die sich mit meiner Affäre arrangieren konnten, fanden z. B. dann doch wieder einen Freund. Andere lernten weitere X-Bekanntschaften kennen und ich war außenvor. Dazu Umzüge, andere Lebensereignisse, Abfuhren und auch der Fall, dass ich nicht überzeugt war.
2. Das führte dazu, dass aus meiner Fremdgeherei fast eine Raserei wurde. Immer neue Kontakte, viel Zeit im Web, um Mädels kennenzulernen, Arbeit vernachlässigt, weniger Zeit zuhause usw. Es wurde immer unkontrollierbarer.
3. Vor allem durch den Faktor Zeit hat meine Ehe und auch mein "normale" Privatleben massiv gelitten. Auch wenn ich das nie zugegeben hätte.
4. Immer wieder war da der Wunsch, noch einen draufzusetzen. Was als Suche nach 1, 2 x Sex die Woche angefangen hatte, endete mit der Suche nach ausgefallenen Sexpraktiken, Besuch in Clubs usw.
Der Crash kam, als das geschah, was ich immer hatte auseinanderhalten können: Ich verliebte mich. In der Folge kam alles raus und der Paukenschlag war unglaublich. Was folgte war eine vorübergehende Trennung, unzählige Gespräche miteinander und mit Eheberatern usw. Etwa 6 Monate später war die Ehe fürs erste gerettet. Die Wunden waren aber noch lange da.
Von meiner Erfahrung aus, kann ich Dir nur folgende Ratschläge geben:
1. Rede Klartext. Und zwar ungeschminkt. Über Eure Lust und Eure Wünsche. Darüber, wie es in Euch brennt und rotiert. Darüber, dass der Druck immer weiter steigt. Was das mit deiner Phantasie anstellt und wie du anderen Frauen hinterherschaust. Deine Angst vor Auswegen und Alternativen: Porno, Fremdgehen usw. Was jetzt schon passiert, um mit dem Druck umgehen zu können (Gefällts dir, wenn dein Kerl an andere Frauen denkt, wenn er sich einen runterholt?!).
2. Hab keine Angst vor dem Anschiss-Risiko. Die Alternative ist womöglich ein Riesendrama, wenn die Beziehung am Ende ist oder - warum auch immer - eure Fehler rauskommen. Lass dich nicht als perverser Depp abstempeln. Deine Wünsche sind nicht total überzogen, exotisch oder sonst was. Zeig ihr Foren im Internet, schau dich nach Statistiken über Sex um (wer, wie oft usw.) - da gibts reichlich. Im Gegenzug solltest du sie auch nicht als hoffnungslos frigide Kuh abstempeln.
3. Phantasien. Würde ich auch klar benennen. Wenn für dich die eigentliche Oral-Verkehr-Frage ist, ob du ihr ins Gesicht oder den Mund spritzen sollst, statt wieso ihr überhaupt keinen mehr habt, dann sags ihr. Dominante/Devotere Spiele, Stellungen, Fesselungen, was auch immer - Geh in die Vollen. Und wunder dich nicht, wenn sie dabei leuchtende Augen bekommt. Ich habe mal an einer kirchlichen (!) Eheveranstaltung zum Thema Sex gesprochen. Eine der Leiterinnen erzählte, dass ihr Mann ihr einmal einen sehr offenen und gefrusteten Brief geschrieben habe. Voll mit unerhörten Wünschen, Phantasien und Gedanken. Und damit hatte er bei ihr voll ins Schwarze getroffen.
Meine Erfahrung in der wilden Zeit durch Kontakte zu etlichen Ehefrauen ist: Die sind häufig selbst auch gefrustet, wie öde es bei ihnen zugeht.
Rücksicht nehmen, weil sie mit vielen Wünschen - nachdem sie raus sind - nix anfangen kann, kannst du dann immer noch. Und noch mal: Phantasie beim Sex macht dich in 90% aller Vorschläge nicht gleich zum perversen Freak.
4. Wertschätzung - Mach ihr klar, warum du so auf den Putz haust. Wie wichtig dir die Beziehung ist. Wie sehr du leidest, dass ihr beide dieses riesige traumhafte Land nicht zusammen erleben könnt. Wie sehr du sie liebst und wie schlimm es für dich ist, dass ihr da so in der Klemme sitzt. Und ja: sie sitzt mit dir in der Klemme, das ist nicht nur dein Problem. Mach ihr klar, wie sehr du dir eine Lösung wünschst.
5. Nachhaken. Hat sie verstanden, worum es dir geht? Wie sehr dich das stört und wie wichtig dir diese Frage ist? Ist ihr klar, dass da die Beziehungsfragen nicht automatisch hinter dem Kind auf Platz 2 landen dürfen, weil ein vaterloses Leben für son Kind langfristig auch ein Riesendrama ist.
6. Überlegt gemeinsam, welche Gründe es gibt und was man tun kann, um da etwas zu unternehmen. Es gibt Babysitter, freie Abende, vielleicht eine andere Pille mit anderen Hormonen, vielleicht sogar eine andere Form der Verhütung (Was nutzt eine Pille, die ihr jede Lust nimmt und wodurch du ihn eh nicht mehr reinstecken kannst?). Die Frage nach Prioritäten wird auftauchen. Oder die Frage nach Zeiten, in denen sie überhaupt Lust hat.
7. Deine Persönlichkeit. Bei Frauen kommt Lust über andere Kanäle als bei Männern. Sie ist nicht unbedingt da, muss geweckt werden. Dabei gehts aber nicht immer um raffiniertere Streicheleinheiten. Interessant wäre z. B. die Frage, was für sie sexy ist. Ich habe auch von etlichen Ehefrauen gehört, dass ihre Männer zahme gute Kumpels sind und unbeholfen um Sex betteln. - Klang nicht wirklich geil und aufregend. Oder: Nen Kerl, der seine Frau zuhause alleine rudern lässt, darf sich nicht wundern, wenn ihr Liebestank abends total leer ist. Als nochmal: was ist für sie sexy? Was findet sie an sexy Typen anziehend (Medien, Kino, TV usw.), was macht einen Mann im Leben aufregend? Findet sie Machos geil oder will sie lieber 100% Wertschätzung, Einfühlungsvermögen, Zuhören usw.?
8. Miteinander reden. Und zwar nicht über Sex. Wie war dein Tag? ist son Klassiker. Aber danach kommen eigentlich erst die spannenden Fragen!
Wie war das für dich?
Erzähl mir mehr davon.
Wie denkst du darüber?
Was hat das mit dir gemacht?
Wie kann ich dir dabei helfen?
Was bereitet dir Sorgen?
Mit meiner damaligen Frau (die ja niiiie wollte) hatten wir oft genialen Sex nach ausgiebigen Gesprächen bzw. in den 48h danach.
Übrigens gelten die Fragen auch für deine Erlebnisse. Die Gags und Sprüche aus der Mittagspause sind eine Sache. Aber was macht das mit dir, wenn dein Chef dich runtergesaut hat? Wie war das, als totaler Depp dazustehen? Wieso bist du neidisch auf den Kollegen? Was ist deine Hoffnung oder Sorge für die aktuelle Arbeit?
9. Bei allem gilt: All das braucht Zeit. Zum Sackenlassen und kapieren (das geht nicht unbedingt an 2 heißdiskutierten Abenden), zur Umstellung und zum Suchen und Finden von Lösungen.
Ich mach Dir Mut, da zu investieren, Neues auszuprobieren, auf die Kacke zu hauen und zu riskieren.