Liebe Community,
ich lese desöfteren im Internet, dass es auch heute noch als Makel angesehen wird, Epilepsie zu haben. Sowohl von Betroffenen selbst als auch von Außenstehenden.
Desweiteren ist die Erkrankung mit einem Stigma behaftet und führt vor allem bei Arbeitgebern zu Vorurteilen.
Bei mir wurde die Epilepsie erst vor ca. zwei Jahren diagnostiziert, nachdem ich eine Odyssee durch diverse Arztpraxen hinter mir hatte. Viele Ärzte meinten einfach, ich solle mich mit meinen Schwächen abfinden. Das konte ich aber nicht, vor allem, nachdem mir eine Freundin mal gesagt hatte, dass bei mir evtl. eine Behinderung vorliegt.
Ich habe mich schon als Kind anders als andere empfunden und sehr darunter gelitten, weil ich keine Erklärung dafür hatte.
Ich war schon immer extrem langsam, hatte motorische Probleme, war sehr verträumt und vergesslich. Auf Ansprache reagierte ich oft verzögert, weil ich wieder mal kurz wie weggetreten war. Manchmal kam es auch vor, dass ich "einfach so" mit dem Rad stürzte, vom Pferd fiel oder gegen eine Mauer oder Straßenlaterne rannte.
Als Schulmädchen hatte ich auch Verhaltensauffälligkeiten. Grundsätzlich tickte ich nach kurzer Zeit aus, wenn ich bei Fremden zu Besuch war. Im Unterricht störte ich massiv, wenn mir langweilig war oder ich mich nicht konzentrieren konnte.
Da ich immer unbeliebt war und als komisch empfunden wurde, versuchte ich als Erwachsene ständig, mich durch Unterwürfigkeit an andere anzupassen. Was ich natürlich nur eine begrenzte Zeit aufrecht halten konnte. Wenn es mir zu anstrengend wurde, zog ich mich in mein Schneckenhaus zurück.
Was mich am meisten belastet, ist, dass ich im Berufsleben nie Fuß gefasst habe. Egal, was ich ausprobierte, es ging schief. Immer wieder scheiterte ich an meiner Langsamkeit, den Konzentrationsschwierigkeiten, meiner umständlichen Denk-und Arbeitsweise, meiner kindlich gebliebenen Art. Auch kann ich überhaupt nicht mit Stress umgehen.
Im Grunde weiß ich, dass es für mich das Beste wäre, Erwerbsunfähigkeitsrente zu beziehen, denn ich bin an keinem Arbeitsplatz tragbar.
Trotz allem will ich mich (noch) nicht völlig aufgeben. Im Moment bemüht sich meine Arbeitsvermittlerin von der Reha-Abteilung des Jobcenter, für mich einen Integrationsarbeitsplatz zu finden. Ich würde mich freuen, wenn es klappt, denn dort würde man vielleicht auf meine Defizite Rücksicht nehmen.
Wenn ich die Frage beantworten sollte, ob Epilepsie ein Makel und eine Behinderung sind, würde ich das bejahen!
Ich bin oft traurig, dass ich nie die Chance im Leben hatte, die Menschen ohne Epilepsie hatten/haben. Denn dafür wurde die Erkrankung bei mir zu spät erkannt.
Ist hier vielleicht jemand mit Epilepsie oder hat einen Angehörigen mit Epilepsie?
Empfindet ihr diese Erkrankung als Makel?
Liebe Grüße,
Klarissa