Nicht schweigen
Hallo, mein Vater ist Alkoholiker ! Es ist nicht einfach, das zuzugeben. Aber so zu tun, als würde das Problem nicht bestehen hilft niemandem. Mein Vater leugnet bis heute, dass er ein Alkoholproblem hat. Heute ist er 74 und leidet am Korsakov-Syndrom d.h. Demenz aufgrund seiner Alkoholabhängigkeit. Seine Leber ist ebenfalls angegriffen. Er lebt mittlerweile in der geschlossenen Abteilung einer Pflegeeinrichtung, weil er nicht therapierbar ist aufgrund seiner Leugnung.
Ich wünsche Dir, dass es bei Deinem Vater noch nicht zu spät ist.
Bei meinem Vater hat es wie so oft "harmlos" angefangen. Er hat sich ganz gerne mal ein Bierchen getrunken - aber er hat sich, solange er noch gearbeitet hat, zurückhalten und kontollieren können. Später hat man ihn nur noch Bier trinken sehen - etwas anderes brauchte man ihm gar nicht anbieten. Dann trank er lieber gar nichts oder kam einfach nicht mehr vorbei.
Ich habe irgendwann die Entscheidung für MICH und meine Familie getroffen NEIN zu sagen ... nicht zu schweigen und zuzusehen, wie er sich betrank... ihm zu zeigen, dass ich wußte, dass er trank!
Es hat sehr weh getan, zu merken, dass er sich zurückzog und lieber nichts mehr mit mir zu tun haben wollte als auf seinen Alkohol zu verzichten.
Alkoholismus ist eine Krankheit - eine Sucht - und derjenige, der sie hat muss selbst NEIN-Sagen wollen sonst kann man nicht helfen. Ich habe versucht, für ihn Hilfe zu finden, aber ich konnte nichts tun solange er leugnete zu trinken.
Und es ist auch keine Hilfe den Alkoholkonsum zu übersehen oder zu verschweigen.
Ich liebe meinen Vater aber oft war mir sein Verhalten auch äußerst peinlich und unangenehm.
Heute bin ich seine Betreuerin, er kann keinen Alkohol mehr trinken und nun ist er wieder der liebe nette Mensch, der er früher war.
Ich kann Dir nur raten, Du mußt für DICH ALLEINE entscheiden wie Du damit umgehen willst - und dann danach handeln.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und alles Gute für Eure Familie.
Viele Grüße
Maja