Okay, nicht aufgeben....aber was dann?
ihr habt mich mit euren lieben Worte und guten Argumenten davon überzeugt gegen das Kranke anzukämpfen und für dem Gesunden nochmals eine chance zu geben. Danke. Die Frage ist nun aber wie?
Eigentlich gehöre ich zu den Personen die sich sehr rasch in professionelle Hände begeben, weil ich davon überzeugt bin dass man sich oft einfach nicht eigenständig aus einer solchen Lage herausziehen kann. Zudem bin ich unbeirrt darin dass man sobald man eine Verbindung mit jemandem eingeht, der es wirklich versteht, denn ersten Schritt aus der Krankheit zurück ins Leben macht. Und genau deshalb bin ich vor einem guten Jahr eine Verbindung mit dem Oberarzt der Klinik in welcher ich unter anderem auch arbeite, eingegangen.
Dieses Zusammentreffen hätte mich eigentlich in Verzweiflung stürzen sollen, und hat es mich jetzt ja auch, aber damals war es im wahrsten Sinne des Wortes meine Rettung. Ich litt unter straken Depressionen und hatte bereits alle Pillen abgezählt, nachdem ich im Internet die Anzahl der tödlichen Dosis nachgeschlagen habe. Ich verdreifachte die Anzahl. Als ich 14h später aufwachte verspürte ich ein Entsetzen. Ich war schockiert. Nicht einmal der Tod konnte mir noch helfen. Nicht einmal er wollte mich. Ich sagte niemandem etwas davon. Es ging niemanden etwas an. Und zudem schämte ich mich. Nicht dafür dass ich streben wollte, sondern dafür dass ich nicht fähig dazu war
Ich war zu dieser Zeit schon zu krank um die Arme nach Hilfe auszustrecken aber er hatte mich überlaut gehört und gesehen und war der Überzeugung eine Möglichkeit zu besitzen mich ins Leben zurück zu führen, mir bewusst zu machen dass es sich absolut lohnt dieses Leben und dass es wichtig ist mich darin zu wissen. Jedenfalls war unser Kontakt so etwas wie eine therapeutische Beziehung, also nicht auf gleicher Ebene, sondern in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis, wie das immer bei therapeutischen Beziehungen der Fall ist. Und selbst wenn es von mir so etwas wie Verlangen nach Nähe gab, so liess ich keinen Gedanken zu, dass es in seiner Position aufgenommen und erwidert werden könnte. Trotzdem ich kam nicht voran. Ich wurde immer suizidaler und die Medikamente zeigten keine Wirkung.
Mein ,,Arzt wusste dass ich mich keinesfalls auf eine stationäre Behandlung einlassen werde, da ich erst ein paar Monate zuvor aus einer dieser Institutionen entlassen wurde. Jedenfalls sah er an diesem Tag, meines Suizidversuches, keine andere Möglichkeit mehr (sagte er mir später), als die therapeutische Ebene zu verlassen und mich auf eine andere Art und Weise ins Leben zurückzuführen. Und obwohl die äusseren Umstände allesamt dagegen sprachen, für das was wir taten, war er überzeugt davon, dass man die äusseren Umstände in seltenen Fällen auch zu Gutem ausser Acht lassen muss, wenn man die Verantwortung für das Handeln am Anderen wahrnehmen will. Dass das Leben sonst eine Aneinanderreihung nicht gelebter Chancen und Möglichkeiten, gesellschaftskonform, aber selten sinnhaft ist.
Mein Problem ist jetzt glaub, und dass vielleicht auch das was ich mit der ESS zu kompensieren versuche, dass ich Angst davor habe mein Glück an ihm festzumachen. Denn weil er mir die letzten Monate so viel an Stabilität gab, fand ich die Kraft ganz viele Dinge in meinem Leben zu verändern; mich von meinem Mann zu trennen, umzuziehen, mich neue Herausforderungen im Job zu stellen usw. Dass es gut war diese Veränderungen zuzulassen, diese Entscheidungen zu treffen davon bin ich überzeugt, aber ich weiss auch dass ich sie im Moment nur zu meistern weiss weil ich ihn in meinem Leben wissen darf. Deswegen die Angst dass wenn ich ihn verlieren würde damit auch mich wieder verlieren würde. Versteht mich nicht falsch, ich würde ihn nie für das Glück und Unglück meines Lebens verantwortlich machen, denn ich bleibe weiter selbst für mein Leben und mein Glück verantwortlich. Und ich würde mich auch bemühen, dass mir das aufgeht, was ich benötige, um mein Leben alleine zu meistern, aber die Zweifel bleiben.
Ich spreche natürlich mit ihm über diese Ängste und er ist sich meiner momentanen Abhängigkeit ihm gegenüber absolut bewusst, weiss auch das mein Leben sozusagen gerade in seinen Händen liegt. Er nimmt mich absolut ernst und versteht meine Ängste und gibt mir immer wieder zum Verstehen dass er nie einfach aus meinem Leben verschwinden wird sondern mir immer erhalten bleiben wird. Und dass nicht nur weil ich ihn im Moment so brauche sondern weil er mich über alles liebe und als er damals die Entscheidung getroffen hätte diese Verbindung mit mir einzugehen nicht nur zu mir sondern auch zu den Konsequenzen ja gesagt hätte... Ich vertraue ihm, ich liebe ihn, weiss dass er mich liebt aber ich will verdammt nochmals ein Leben aubauen dass auf meinen eigenen Säulen steht!!! Kann doch nicht so schwer sein, od!?
Ich denke mit der ESS kontrolle auszuüben zu versuchen, weil ich sie in den anderen Lebensbereichen abgegeben habe.
Und wenn es so etwas wie völlige, umfassende Dankbarkeit für andere Menschen gibt, dann empfinde ich diesen für euch und denn Mut den ihr mir macht!
Sehnsucht91