Hallo
Vor 12 Jahren bin ich (39) in eine schlimme Sucht geraten. Mein Hausarzt hat mir gegen mein PMS Lexotanil 3mg verschrieben. Ich habe diesem Arzt blind vertraut und sehr lange keine Packungsbeilage gelesen. Logischerweise fühlte ich mich mit diesem Medikament gut, bewältigte den ganzen Alltag viel lockerer und angstfrei. Ich konnte dort jederzeit Lexotanil holen und erhielt es ohne Nachfrage. Schnell musste ich die Dosierung erhöhen, um den gleichen Effekt zu erzielen. Dass ich bereits in einer Sucht gelandet war, war mir damals nicht bewusst. Zum ersten Mal wurde ich dann stutzig, als ich fünf 100-er Packungen erhielt
Bei meinen grössten Abstürzen habe ich in den vergangenen Jahren 90 105 mg Lexotanil konsumiert und habe im Alltag perfekt funktioniert (Arbeit, Autofahren, etc.) Niemand wusste jemals etwas davon. Der Durchschnitt lag bei 60 mg pro Tag. Etliche Male habe ich einen kalten Entzug versucht, der mir zwar gelungen ist, doch spätestens nach zwei bis vier Monaten bin ich durch irgendein Ereignis wieder hineingerutscht in diese Sucht.
Heute weiss ich auch, warum meine Versuche, von der Sucht loszukommen, immer gescheitert sind. Ich habe es versäumt, an mir zu arbeiten, meinen Lebensstil, meine Lebenseinstellungen zu überdenken. Nachdem ich vor einem Jahr ein akutes Burnout erlitt und acht Wochen lang in einer ambulanten Klinik mit sehr guter Psychotherapie war, wurde mir einiges bewusst. Ich habe bis jetzt ein extrem leistungsorientiertes Leben geführt, wollte allen meine Perfektion demonstrieren, beruflich und privat, war begleitet von Versagensängsten. Dazu bin ich ein sehr gebender Mensch, der in einem sozialen Beruf tätig ist. Ich bin bisher in meinem Leben buchstäblich auf der Strecke geblieben, habe immer zuerst darauf geachtet, dass es allen anderen gut geht. Mich selbst habe ich total vergessen.
Seit dieser Psychotherapie arbeite ich sehr hart daran, vermehrt an mich zu denken und auch mal Nein zu sagen. Ich gehe wieder unter die Leute, bin in einem Verein tätig, etc. Ich tue immer noch sehr schwer daran, aber ich bin auf gutem Weg.
Aus tiefstem Herzen und mit grosser Überzeugung möchte ich nun auch endlich von meiner Sucht loskommen. Eine Entzugsklinik kommt für mich nicht in Frage, da ich heute weiss, woran ich an mir arbeiten muss. Zudem ist es mir wichtig, den Entzug hier in meinem gewohnten Umfeld zu schaffen, weil ich davon überzeugt bin, dass es am Ende mehr Sinn macht und nachhaltiger ist. Vielmehr habe ich mir vorgestellt, diesen Entzug mit meinem Vertrauensarzt durchzuziehen. Ich stelle mir einen schleichenden Entzug vor, so dass ich dazu begleitend auch noch weiter an meinem Leben arbeiten kann.
Momentan habe ich die Dosierung auf 42 mg pro Tag reduziert. Mittlerweile habe ich damit auch keine Entzugserscheinungen mehr. Ich habe sehr viel gelesen über den Lexotanil-Entzug, dass es dabei auch zu epileptischen Anfällen, etc. kommen kann.
Hat jemand von euch Erfahrung mit dem Entzug von Lexotanil und kann mir einen vernünftigen Entzugsplan aufstellen und mich vielleicht beraten, ob eine vorübergehende Verabreichung eines anderen Medikaments während des Entzugs von Vorteil sein könnte, was ich allenfalls noch zusätzlich tun könnte, um eine Entgiftung zu beschleunigen.
Herzlichen Dank fürs Zuhören und eure Ratschläge.
Liebe Grüsse Miramar